248 Polyvagal Theorie: Wie dein Körper deine Gefühle beeinflusst – Interview mit Johanna Schäffer

Polyvagal-Theorie: Wie dein Nervensystem deine Gefühle beeinflusst und wie du lernen kannst, dein Nervensystem zu beeinflussen, um dich besser zu fühlen.

Heute spreche ich mit Stresscoach Johanna Schäffer über den Einfluss unseres Nervensystems auf unser Gefühlsleben. 

In meinen Coachings arbeite ich zum größten Teil nach der Top Down Methode, das bedeutet, dass ich Menschen dabei unterstütze, den Einfluss ihrer Gedanken auf ihr Gefühlsleben und damit auch auf ihr Verhalten bewusst und achtsam wahrzunehmen. Worüber sich die meisten Menschen jedoch nicht bewusst sind und dies deshalb auch in vielen Therapieansätzen vernachlässigt wird, ist der Einfluss unseres Körpers auf unser Gefühlsleben und somit auch auf unser Verhalten. Bevor das Gehirn Gedanken erfassen und sie in Sprache übersetzen kann, leitet unser Nervensystem bereits bestimmte Reaktionen ein.

Die Geschichte darüber, wer wir sind und wie wir die Welt sehen, beginnt also nicht in unserem Kopf,  sondern zu einem großen Teil in unserem Körper. Aus diesem Grund ist das achtsame Erfahren unseres Körpers aus meiner Sicht ein sehr wichtiger Aspekt, um gewünschte Veränderungen zu vollziehen.

Johanna gibt uns eine sehr gute Einführung in das Thema Polyvagal Theorie, TRE und Körperarbeit. Ein sehr spannendes Interview, das du auf keinen Fall verpassen solltest.

Einführung in die Polyvagal Theorie

Kennst du das? Du fühlst dich ängstlich, verunsichert oder traurig, ohne den genauen Grund dafür zu kennen? Hierbei können möglicherweise körperliche Reaktionen eine Rolle spielen, die durch die Polyvagal-Theorie erklärt werden können.

Die Aufgabe des autonomen Nervensystems

Unser Körper ist ein komplexes System, das ständig auf äußere und innere Reize reagiert. Ein wesentlicher Akteur in diesem Zusammenspiel ist das autonome Nervensystem, das oft auch als das „automatische Nervensystem“ bezeichnet wird. Es regelt unbewusste und unwillkürliche Funktionen unseres Körpers wie den Herzschlag, die Atmung, die Verdauung und die Hormonausschüttung.

Das autonome Nervensystem, hat eine entscheidende Aufgabe: Es sorgt dafür, dass wir überleben, ohne dass wir bewusst eingreifen müssen. Es überwacht kontinuierlich unsere Umgebung, indem es drei Bereiche scannt: „innen“ (unser Körper), „außen“ (die Umwelt) und „dazwischen“ (andere Nervensysteme in der Nähe).

Neurozeption: Unser unbewusster Bodyguard

Dieser Scanvorgang wird als Neurozeption bezeichnet. Während unsere Wahrnehmung sich auf die bewusste Erfassung von Sinneseindrücken bezieht,  ist die Neurozeption ein unbewusstes System unseres Körpers , das Gefahrensituationen ohne unser Zutun erkennt.

In gefährlichen Situationen muss unser Körper blitzschnell reagieren, ohne Zeit für Überlegungen zu haben. 

Neurozeption ist ein blitzschnelles, automatisches System, das unsere Sinne beeinflusst. Je nach Zustand unseres Nervensystems interpretieren wir Menschen und Situationen unterschiedlich – von vertrauenswürdig bis beängstigend. Bei traumatisierten Menschen kann dieses System überempfindlich eingestellt sein, ähnlich einem Feuermelder, der bei einer Kerze Alarm auslöst. Unser autonomes Nervensystem beeinflusst unsere Gedanken, Gefühle und unser Verhalten stark. Ein reguliertes Nervensystem ist entscheidend für Wohlbefinden.

Die Polyvagal-Theorie: Ein neuer Blick auf das Nervensystem

Die Polyvagal-Theorie, entwickelt von Neuroforscher Stephen W. Porges, bietet eine neue Sichtweise auf das autonome Nervensystem. Früher nahm man an, dass es in zwei Zustände unterteilt sei: den sympathischen Modus (Kampf- oder Fluchtreaktion) und den parasympathischen Modus (Entspannung und Ruhe).

Porges fügte einen dritten Zustand hinzu: die Erstarrung oder Immobilität. Dieser Zustand wird aktiviert, wenn weder Kampf noch Flucht als Überlebensstrategien möglich sind. Unser Körper geht in einen Zustand der Erstarrung über, um Verletzungen zu minimieren.

Die Polyvagal-Theorie basiert auf der Idee, dass unser Nervensystem in einer bestimmten Reihenfolge reagiert:

  • Sicherheit -> Ventraler Vagus -> soziale Interaktion (SES); 
  • Unsicherheit -> Sympathikus -> Mobilisierung: Kampf oder Flucht; 
  • Lebensgefahr -> Dorsaler Vagus -> Immobilität und Dissoziation: Erstarrung.

Jede dieser Ebenen beeinflusst sowohl unsere körperliche als auch unsere psychische Gesundheit und bestimmt, wie wir die Welt um uns herum wahrnehmen und auf sie reagieren.

Was können wir tun, um unser Nervensystem zu regulieren? 5 Praktische Tipps zur Regulation des Nervensystems

Obwohl wir Neurozeption nicht kontrollieren können, können wir lernen, darauf bewusst zu reagieren. Johanna gibt uns einige Tipps, die wir anwenden können, um unser Nervensystem zu regulieren.

  1. Achtsamkeit und Meditation: Das regelmäßige Praktizieren von Achtsamkeit und Meditation kann dazu beitragen, den parasympathischen Modus zu aktivieren, was Entspannung und inneren Frieden fördert.
  2. Tiefe Atmung: Durch bewusstes, tiefes Atmen können wir den Ventralen Vagus aktivieren und soziale Interaktionen fördern. Dies kann helfen, Beziehungen zu stärken und Stress abzubauen.
  3. Bewegung und Sport: Körperliche Aktivität kann den Sympathikus aktivieren und Mobilisierung ermöglichen. Sport hilft, Stresshormone abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
  4. Soziale Verbindungen: Das Pflegen von sozialen Beziehungen und die Teilnahme an unterstützenden Gemeinschaften können den Ventralen Vagus aktivieren und ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit fördern.
  5. Therapie und Selbstreflexion: Therapieformen wie Traumatherapie und kognitive Verhaltenstherapie können helfen, traumatische Erfahrungen zu verarbeiten und unser Nervensystem zu regulieren.

Fazit – Polyvagal Theorie verstehen, Nervensystem regulieren und besser fühlen

Unser Nervensystem ist der Schlüssel zu unserem körperlichen und emotionalen Wohlbefinden. Die Erkenntnisse aus der Polyvagal-Theorie zeigen uns, wie tief verwurzelt unsere körperlichen Reaktionen auf äußere und innere Einflüsse sind. Das Verständnis dieses Systems ermöglicht es uns, bewusster und achtsamer mit Stress, Angst und anderen emotionalen Herausforderungen umzugehen. Die bewusste Regulation unseres Nervensystems kann unsere Lebensqualität erheblich verbessern, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen vertiefen und uns zu einem besseren Verständnis für die Verbindung von Körper und Geist führen.

Wenn du mehr über die Polyvagal-Theorie erfahren möchtest und verstehen willst, wie die Reaktionen deines Nervensystems dein Essverhalten beeinflussen, ist mein Buch „Dein inneres Kind will satt werden – So stillst du deinen seelischen Hunger und befreist dich von emotionalem Essen“ genau das, wonach du suchst.

Links zu Johanna

Links zu mir

Kostenfreier Workshop

Wenn du mit deinem inneren Kind arbeiten und emotionale Verknüpfungen mit dem Essen endgültig auflösen möchtest, lade ich dich herzlich zu meinem kostenfreien Online-Seminar "Das Kind in dir muss satt werden - Wie du dich in 4 Schritten durch innere Kind-Heilung von emotionalem Essen befreist" ein.

Zum Workshop

Abonniere meinen Podcast

Dein Podcast rund um die Themen persönliche Weiterentwicklung, körperliches Wohlbefinden und Selbstliebe.Was wir für eine schlanke Figur tun müssten, wissen wir wahrscheinlich alle, oder?