Helfersyndrom – Warum du dir und anderen damit schadest

Dankbarkeit ist wichtig im Leben. Sie erfreut und ermutigt uns, Gutes zu tun und anderen zu helfen. Man erfährt gerne Dank oder tut Dinge bedingungslos. Einfach mal so.

Doch es gibt auch extreme Formen des Helfens und der regelrechten Sucht nach Dankbarkeit. Eine dieser Formen ist das Helfersyndrom.

Was ist das Helfersyndrom?

Als Helfersyndrom bezeichnet man eine zwanghafte Hilfsbereitschaft, also wenn das Bedürfnis, anderen Menschen zu helfen, überhand nimmt.

Oft helfen Menschen mit Helfersyndrom anderen, auch wenn sie nicht darum gebeten wurden und machen deren Probleme zu ihren eigenen.

Sie übergehen dabei die eigenen Bedürfnisse und es fällt ihnen schwer, selbst Hilfe anzunehmen.

Wann ist Helfen eine Tugend und wann wird es pathologisch?

Entscheidend für das Syndrom sind die Motive, die hinter dem Helfenwollen stecken:

Geht es darum, einem Leidenden aus akuter Not zu helfen, dann ist dies zutiefst menschlich, solidarisch und auch eine soziale Pflicht. Eine notwendige Hilfeleistung.

Verliert der Helfende aber regelmäßig seine eigenen körperlichen und seelischen Bedürfnisse aus den Augen und hilft der oder diejenige in erster Linie, um sich selbst aufzuwerten, um Anerkennung, Zuwendung und Bestätigung zu finden, wird das Helfen pathologisch.

Helfen wird hierbei das Mittel zum Zweck. Zahlreiche Menschen mit Helfersyndrom entwickeln daraus eine Art Sucht. Sie brauchen die tägliche Dosis Anerkennung der Hilfeempfänger.

Wie entsteht das Helfersyndrom?

Wie so oft liegt die Ursache dafür meistens bereits in der Kindheit.

Betroffene lernen in der Kindheit, sich von der Anerkennung durch andere abhängig zu machen. Sie halten sich nur dann für liebenswert und wertvoll, wenn andere ihnen dankbar sind und sie für diese wichtig sind.

Eltern, die ihren Kindern die Schuld an ihren Gefühlen geben („Deinetwegen ist Mama traurig; Du bist schuld an Mamas Kopfschmerzen“), vermitteln ihren Kindern die Botschaft: „Du musst die Verantwortung für die Gefühle anderer übernehmen“.

Motive hinter dem Helfersyndrom

Geringer Selbstwert

Hauptsächlich steckt dahinter ein geringes Selbstwertgefühl, das durch die Hilfe, beziehungsweise durch die damit verbundene Dankbarkeit und Anerkennung, Bestätigung und Zugehörigkeit erfährt.

Angst vor Ablehnung

Nicht wenige Menschen plagt die Sorge, dass es eine Beziehung nachhaltig belastet, wenn sie eine Bitte ausschlagen.

Womöglich quält sie dabei auch ein schlechtes Gewissen, weil sie früher einmal gelernt haben, dass man Hilfe nicht verweigern darf. Wer es dennoch tut, gilt in ihren Augen als egoistisch oder herzlos.

Angst vor Konflikten

Die Hilfe kann ebenso eine Art Konfliktbewältigungsstrategie sein: Statt demjenigen (dem Chef, dem Kollegen, dem Partner) zu sagen, dass man sich ausgenutzt oder überfordert fühlt, macht man eben, was die anderen erwarten oder gar verlangen.

Wunsch nach Bedeutung

Mancher Helfer erlebt sich und sein Leben aber auch als ohnmächtig und unbedeutend. Indem er oder sie anderen hilft, empfinden diese Menschen auf einmal Macht und Einfluss (über das Leben anderer).

Sie fühlen sich bedeutsam und verantwortungsvoll – und wollen sich dann immer öfter so fühlen.

Flucht vor sich selbst

Statt sich mit den eigenen Problemen, Bedürfnissen und Prioritäten zu beschäftigen, flüchten die Betroffenen vor sich selbst, indem sie sich mit dem Leid anderer beschäftigen. Eigene Probleme bleiben so außen vor.

Gefahren für den Helfenden

Der Helfende „braucht“ das Helfen, weil er sich sonst nicht wertvoll fühlen kann und psychisch aus dem Gleichgewicht geraten würde.

Die Betroffenen vernachlässigen dabei jedoch ihre eigenen Wünsche, Bedürfnisse und körperlichen Grenzen.

Mit der Zeit fühlen sie sich erschöpft und oft auch ausgenutzt und missbraucht.

Häufig entwickeln Menschen mit einem Helfersyndrom als Folge der ständigen Belastungen psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen, Burnout, psychosomatische Störungen oder eine Sucht.

Gefahren für den Hilfeempfänger

Durch das ständige Helfen kann es zu einer ungünstigen emotionalen Abhängigkeit zwischen Helfer und Hilfeempfänger kommen: Der Hilfsbedürftige glaubt, vom Helfenden abhängig zu sein und ohne ihn nicht zurechtzukommen.

Wenn wir jemandem helfen, sollten wir uns auch immer fragen, ob wir demjenigen gerade wirklich helfen oder ob wir denjenigen gerade in seiner Schwäche unterstützen.

Überwinden eines Helfersyndroms

Der erste Schritt, um ein Helfersyndrom zu überwinden, ist, zu erkennen und zu akzeptieren, dass man sich über ein gesundes Maß hinausgehend für andere einsetzt und dabei eigene Bedürfnisse, Wünsche und Ziele deutlich vernachlässigt.

Außerdem müssen die Betroffenen erkennen und akzeptieren, dass sie im Grunde aus eigennützigen Motiven helfen, nämlich, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken und um Anerkennung und Zuneigung zu erhalten. Sich dies einzugestehen, fällt vielen nicht leicht.

Deswegen Achtung, falls das Ego beim Lesen gerade Rumpelstilzchen spielt.

Diesen Gedanken zuzulassen, kann jedoch der erste Schritt zur Besserung sein.

Im nächsten Schritt ist es wichtig, herauszufinden, woher das übermäßige Bedürfnis, anderen helfen zu wollen, kommt. Anschließend können die Betroffenen lernen, ihr Bedürfnis nach einem guten Selbstwertgefühl auf andere Weise zu befriedigen und sich als wertvoller Mensch zu fühlen, ohne ständig für andere da zu sein.

Ziel ist es, ein gutes Gleichgewicht zwischen eigenen Bedürfnissen und den Bedürfnissen anderer zu finden, um so Überlastung, Erschöpfung und psychischen Erkrankungen vorzubeugen.

5 heilsame Wege aus der Aufopferungsfalle

#1 Selbstwertgefühl stärken

Hinter dem Drang oder Zwang ständig zu helfen, verbirgt sich oft ein sehr geringer Selbstwert. Deshalb sollten Betroffene sich darauf fokussieren, ihren Selbstwert zu erkennen und zu stärken.
Sie sollten sich bewusst machen, dass sie wertvoll und wichtig sind und dies nicht durch Hilfsbereitschaft beweisen müssen.

Hier erhältst du eine kostenlose Hypnose-Übung zum Thema Selbstliebe

#2 Grenzen setzen

Natürlich ist es auch wichtig zu lernen, gesunde Grenzen zu setzen und öfter Nein zu anderen und mehr Ja zu sich selbst zu sagen.
Wie du gesunde Grenzen setzt erfährst du in meiner Podcastfolge #112 Wie du lernst gesunde Grenzen zu setzen

#3 Glaubenssätze auflösen

Menschen mit Helfersyndrom haben oft folgende Glaubenssätze:

  • Ich bin ein guter Mensch – weil ich anderen helfe.
  • Ich bin wertvoll – weil ich andere rette und ihnen nütze.
  • Ich werde gebraucht – weil die auf meine Hilfe angewiesen sind.
  • Ich bin kompetent – weil meine Hilfe ja auch wirklich hilft.
  • Diese Gedanken sollten unbedingt hinterfragt und aufgelöst werden.

#4 Entspannung

Da Menschen mit Helfersyndrom immer sehr beschäftigt sind, neigen sie oft zum Burn-Out.

Deshalb ist es wichtig Entspannungstechniken wie Meditation, Atmung und Bewegung in den Alltag zu integrieren.

Daily Shine Dankbarkeitsapp

Auch in meiner Daily Shine Dankbarkeitsapp findest du einige Übungen, Meditationen und Affirmationen zum Thema Abgrenzung, Selbstbewusstsein und Selbstliebe.

Zusätzlich kannst du mit der App deine Dankbarkeitspraxis ganz einfach ohne Stift und Papier trainieren.

Mein Ziel mit dieser App ist es, dir das Praktizieren von Dankbarkeit so einfach wie möglich zu gestalten. Aus diesem Grund arbeitet die App mit Dankbarkeitsfragen im Audioformat. So kannst du Dankbarkeit praktizieren, während du dir die Zähne putzt, Kaffee kochst, oder zur Arbeit fährst.

Hier findest du weitere Informationen zur Daily Shine Dankbarkeitsapp.

#5 Professionelle Hilfe

Wenn du merkst, du kommst alleine nicht weiter, dann ist es wichtig und ein Akt der Selbstliebe, dir professionelle Hilfe zu suchen.

Hier kommen sowohl Verhaltenstherapie, aber auch Selbsthilfeprogramme in Frage.

Wichtig bei der Entscheidung ist immer, wie die Chemie zwischen dir und der Person ist, die dir helfen soll.

Wenn du spürst, dass du in diesem Prozess Unterstützung benötigst, melde dich auch gerne jederzeit bei mir.

Wer ich bin?

Auch in meinen Coaching-Programmen unterstütze ich Menschen dabei, ersehnte Veränderungen auf einem liebevollen Weg, ohne Selbsthass und unnötigen Druck zu erreichen.

Ich bin Julia Heilpraktikerin für Psychotherapie, Life Coach, Bestseller-Autorin, Podcasterin und professionelle Sportlerin.

Ich habe zwei Online Programm entwickelt, die ich persönlich begleite.

Lifestyle schlank

ist ein 10 wochen Coaching-Programm, das den Kern des Übergewichts angeht, anstatt mit Diäten immer nur das Symptom zu bekämpfen. Meine Vision ist es Menschen zu helfen ein liebevolleres Verhältnis zu ihrem Körper, zu ihrem Essverhalten und vor allem zu sich selbst aufzubauen Mehr erfahren…

Das I-Land

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